Leute fragen immer, wohin ich gehe,
dabei weiß ich nicht einmal, woher ich komme
Meine Arbeit „Leute fragen immer, wohin ich gehe, dabei weiß ich nicht einmal, woher ich
komme“ ist eine Auseinandersetzung mit meiner Heimatstadt mitten im Ruhrgebiet. Dort
bin ich aufgewachsen und habe mich immer eingeengt gefühlt von einer Bürgerlichkeit, die
allzu oft ihre eigene Karikatur ist. Da werden Mauern vor Mauern gebaut, Vorgärten
gepflastert und Bäume einbetoniert, nur um alles Fremde auszugrenzen, oder besser, um
sich einzugrenzen. Diese kleinbürgerliche Enge lässt mich auch heute noch erschrecken,
wenn ich meine alten Heimat besuche, da ich sie, so sehr ich es auch versuche, noch
immer nicht nachvollziehen kann.
Allerdings ist mir im Laufe der Zeit aufgefallen, dass dies nicht nur in der Stadt meiner
Kindheit der Fall ist, sondern dass es vergleichbare Orte nahezu überall gibt. Nicht nur in
Vororten und kleineren Städten, auch in Großstädten wie Berlin und New York bin ich auf
sie gestoßen. Dennoch gibt es in meiner Arbeit keine Ortsangaben und auch nur sehr
wenige Hinweise, wo diese Bilder entstanden sind, da ich glaube, dass der Betrachter
solche Orte auch schon einmal gesehen hat und sie deshalb ohne Angabe
„wiedererkennt“.
Gegen die Stadtansichten stelle ich eine Reihe von Selbstportraits, die in geschützten
Innenräumen entstanden sind. Sie sollen auf der einen Seite zeigen, dass auch ich ein
Teil dieser Bürgerlichkeit bin, mich zum Teil auch nach einem geregelten Leben sehne.
Auf der anderen Seite aber stehen sie ebenfalls für Freiräume, die – ebenso wie die
Aktaufnahmen selbst – angreifbar und verletzbar sind.
Die Arbeit umfasst 40 Einzelbilder in der Größe 30x30 cm und wird als Tafel, fünf Reihen à
acht Bilder, auf einer Fläche von ca. 1,50 m x 2,80 m dicht an dicht gehangen. Diese
Hängung bringt den Betrachter dazu, auf den Bildern hin und her zu springen und –
ähnlich wie bei einem Memory-Spiel – nach thematischen Verbindungen zu suchen. Auf
diese Weise ist der Betrachter eingeladen, seine ganz eigene Geschichte aus den
angebotenen Versatzstücken zusammenzusetzen.
“People always ask where I’m going, but I don’t even know where I come from“ is an examination of my hometown in the middle of the Ruhr area. I grew up there and always felt restricted by this particular community. A bourgeouis middle-class community, which too often turns into a caricature of itself. There walls get built in front of walls, front gardens get paved and trees set in concrete. Not only to exclude everything strange, but also to establish a border around oneselves. This narrow mindedness still startles me today when I visit my home town, because although I do try to I am not able to relate to it.
However in the course of time I realized that this is not only the case in my childhood town, but that there are comparable places all over. Not only in suburbs and provincial towns, but also in major cities like Berlin and New York I came across them. However there is no information about the locations and only very few indices where these pictures have been taken in my work. I believe the viewer has seen such places before and therefore "recognises" them without exact information.
Versus the town views I put a series of selfportraits which in contrast have been taken in protected interior spaces. On the one hand they show that I myself am part of this narrow mindedness, longing for a well-regulated life within certain borders. On the other hand they represent spaces of freedom which are assailable, just as the nudes in itselves are vulnerable too.
The work encloses 40 frames sized 30x30cm, which are arranged closely as a square board approx. 1.50m x 2.80m, at five rows with eight pictures. This arrangement makes the viewer’s eyes move between the pictures and search for connections, like in a pictures pairs memory game. In this way the viewer is invited to compose his or her own story from the offered fragments.